an meine Mutter

Hier folgen wohl in nächster Zeit ein paar Zeilen an meine Mutter,
ich muss gerade loslassen, loslassen lernen, dass ich frei sein kann.
Loslassen von dem System "Mutter" worunter man sich so vieles vorstellen kann. Ich möchte meine Mutter nicht nur schlecht machen, sie war in vielerlei Hinsicht eine Mutter, ich hab eine Erziehung genossen, ich bin ja schließlich heute so, wie ich bin.
Hier stehe ich vor dir,
voller Schmerzen,
was wirst du tun,
um sie zu vertreiben?
Nichts, denn du kennst mich nicht.
Du hast mich nie gekannt.
Siehst meine Tränen,
kannst mit ihnen aber nichts anfangen.
Du drehst dich weg von mir,
kannst meine Hässlichkeit nicht anschauen,
willst meine Bitten nicht wahrhaben.
Du hast nicht die Zeit,
dich mit mir zusammenzusetzen.
Ich weiß,
dass ich dich nicht belästigen darf,
mit meiner Angst mit meinen Schmerzen.
Ich habe es ein letztes Mal versucht.
Ich habe auf dich vertraut,
aber ich muss einsehen, dass ich nutzlos bin.
Vergib mir, dass ich dich belästigen wollte,
deinen Schutz wollte,
es tut mir leid,
zu dir aufgesehen zu haben
und geglaubt zu haben,
dass du mich vor ihm beschützt.
Ich hab vergessen,
dass ich deine Tochter bin,
und kein armes Kind,
von dem die Geschichte in der Zeitung steht.
(28.08.2009)
Mama?
Ich will dir keine Schuld zu schieben.
Ich wünschte, ich könnte dich verstehen,
ich wünschte, dass du mich verstehen könntest.
Du kannst nur fremdes Leid sehen.
Niemals meins.
Du verschließt die Augen vor den Schmerzen deiner Tochter.
Würdest du sie sehen, würdest du
anders von mir denken.
Aber du willst diesen Schmerz nicht an dich heran lassen.
Du willst nicht sehen,
dass du als Mutter versagt hast.
Du würdest verstehen müssen,
dass es eben nicht ausreicht, das Zimmer zu verwüsten,
wenn die Tochter schlechte Noten geschrieben hat.
Du müsstest erkennen,
dass du mich bedingungslos ausgeliefert hast.
Du müsstest erkennen, dass du alle Anzeichen nie sehen wolltest.
Und ich glaube, dafür müsstest du deine Gefühle zulassen.
Aber da du daran glaubst, dass man alles verdrängen kann,
wirst du weiter blind für alle deine Töchter durch das Leben rennen.

Es ist schade Mama,
dass du diesen Weg eingeschlagen hast
und an diesem Weg festhälst.
Ich konnte nicht mehr verdrängen. Mich hat die Vergangenheit eingeholt,
so schnell konnte ich nicht rennen.
Es tut mir leid, nie so tapfer gewesen zu sein,
in deinen Augen.
Aber ich glaube, ich war tapfer beim Ertragen.
Ich habe Ihn ertragen,
und dich in deiner Welt gelassen.

(31.01.2010)
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