Meine Familie

Vier Mädchen wuchsen in dieser Familie auf. Alle vier Mädchen wurden von ihm sexuell missbraucht. Im Gegensatz zu mir hatte er nicht soviel Zeit mit ihnen, wie mit mir, ich war ja jahrelang über viele Wochenenden und Ferien bei ihm.

Mein Vater hatte keine gute Kindheit, er hat es nie gelernt, liebevoll mit seinen Mitmenschen umzugehen. Dementsprechend war unsere Kindheit geprägt mit Aggressionen und Gewalt. Wir haben es nie erlebt, dass man uns selbstbewusst erzogen hat. Eher wurden wir zu Gehorsam und Unterwerfung erzogen. Vor Angst vor Schlägen und den Wutausbrüchen meines Vaters, haben wir alles versucht, um ihn nicht in Wut zu bringen.

Ich erinnere mich an eine Szene in meiner Kindheit, in der mein Vater mich so ins Gesicht geschlagen hat, dass ich einfach umgefallen bin. Ich weiß nicht mehr, was dem Schlag vorrausgegangen war, kann mich aber noch an die Reaktion meiner Mutter erinnern.

Meine Mutter, auch sie war gänzlich mit uns Kindern überfordert. Gab es nicht die gewünschten Noten, und das kam bei mir sehr oft vor, da ich durch den Missbrauch,
mich weigerte überhaupt noch etwas zu tun, so ging sie ins Zimmer, riss alles vom Schreibtisch, aus den Schränken heraus und gab mir viel zu wenig Zeit das einzuräumen, ich hatte gar keine Chance, dies zu tun.
Ich trauere um eine Familie,
die ich nicht habe
und die ich nie hatte.
Weggenommen durch ihn.
Keile in unsere Familie geschlagen,
weil er das so brauchte.
Er hat mich isoliert, mich zerstört,
mich zur Frau gemacht.
Er hat grausam gehandelt
und uns da alleine gelassen.
Wäre er nie dagewesen so weiß ich nicht,
was wir für eine Familie geworden wären.
Wären wir anders gewesen? Ich anders gewesen?
Meine Eltern nicht.
Meine Mutter hat einst festgestellt, dass sie vieles verkehrt gemacht haben.
Doch ändern kann sie daran bis heute nichts.
Es ist zu spät, zu spät um eine Änderung zu erwarten,
denn auch ich werde nicht mehr Chancenbereit zur Verfügung stehen.
Für mich und für alle in uns,
müssen wir bekennen:
Diese Familie hat versagt.
Wir trauern um eine Familie.
Und wir trauern darum, dass 6 Opfer daraus hervorgehen.
(26.08.2009)
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